Mehr Besucher ohne Ws?

Entfernen des “www.” im Domainnamen

Was ist das Problem?
Beim Besuchen einer neuen Website gebe ich meistens nur domainname.de ein (also ohne “www.”). Häufig ab und zu passiert es aber, dass die Seite sich nicht aufbaut. Wenn ich dann www.dominname.de (also mit “www.”) eingebe, lädt die Seite aber problemlos.

Probiere es doch selbst einmal aus:

  1. mediamarkt.de und www.mediamarkt.de (mittlerweile geändert *)
  2. deutsche-bank.de und www.deutsche-bank.de (*)
  3. baur.de und www.baur.de (*)
  4. officexl.de und www.officexl.de (*)

Erstaunlich, dass sogar etliche sehr bekannte Seiten, Ihre Benutzer zwingen, sich an diese Form zu halten, obwohl Abhilfe so einfach und ohne zusätzliche Kosten geschaffen werden kann.

* UPDATE: Mittlerweile haben alle 4 oben genannten Seiten Ihre Domains entsprechend angepasst, und leiten von der Version ohne “www.” auf die Version mit weiter (was vermutlich “nicht nur” an meinem Artikel lag…).

Was bedeutet dieses “www.” denn überhaupt?

Ursprünglich diente es als Unterscheidung des WorldWideWeb (weltweites Netz von Internetseiten) zu anderen Diensten, die auch über das Internet abgewickelt werden können (z.B. FTP, WAP, Gopher etc.). Heutzutage ist das “www.” jedoch für viele Menschen schon zum Inbegriff des gesamten Internet geworden. Daher kann ich auch die Argumentation verstehen, das “www.” sei notwendig, damit ungeübte Anwender wissen, dass es sich um eine Webadresse handelt…Weitere Gründe werden am Ende des Artikels genannt.

Auch wenn es immer noch möglich ist, den Browser als FTP-Programm zu “missbrauchen”, so existieren doch für die verschiedenen Anwendungsbereiche unterschiedliche Programme, die ein komfortableres Arbeiten ermöglichen. Es ist daher also davon auszugehen, dass ein Benutzer, der auf domainname.de zugreift, das Gleiche sehen möchte, wie jemand, der auf www.domainname.de zugreift.

Umso erstaunlicher, dass selbst grosse Firmen diese kleine Möglichkeit zur Vereinfachung und verbesserten Benutzbarkeit ungenutzt lassen.

7 Gründe warum die Ws entfernt werden sollten

Es gibt etliche Gründe, warum die Ws mittlerweile antiquiert sind.

Jeff Lash führt in einem früheren englischsprachigen Artikel zum Thema folgende sechs Gründe an, warum man die Ws besser entfernen sollte:

  1. Sie sind nicht mehr notwendig
  2. Die Menschen sind nicht verwirrt wenn sie fehlen
  3. vier Zeichen weniger zu tippen, schreiben
  4. Browser behandeln die Adresse mit Ws anders als ohne
  5. Ermöglicht einheitliche URL für die Skript-Programmierun
  6. Statistiken behandeln Domains mit Ws anders als ohne

Ich möchte noch einen weiteren wichtigen Grund anfügen:

7. Suchmaschinen (z.B. Google) behandeln dieselbe Domain mit Ws und ohne als 2 verschiedene Domains (Stichwort: PageRank)

Ich gebe jeweils eine kurze Erläuterung der einzelnen Punkte:

1. Sie sind nicht mehr notwendig

Früher, als mehrere Dienste über ein Programm abgewickelt wurden, vereinfachte das “www.” die Unterscheidung. Heute, da der Browser hauptsächlich zum Benutzen von Internetseiten genutzt wird, fällt diese Notwendigkeit jedoch weg.

2. Die Menschen sind nicht verwirrt wenn Sie fehlen

Weiterleitungen und Subdomains sind eine übliche Sache bei der Webseiten-Nutzung, und da sich die Domain nur vereinfacht sind keine Verwirrungen für Seitenbesucher zu erwarten. Zumal es trotzdem weiterhin parallel möglich ist, mit mehreren Subdomains zu arbeiten (z.B. für FTP oder andere).

3. vier Zeichen weniger zu tippen und schreiben

Drei “W”s und ein “.” ist zwar nicht viel, aber macht sich auf Dauer schon bemerkbar. Es läppert sich sozusagen zusammen. Hast Du schon einmal “prophylaktisch” das “www.” eingetippt um eine bereits besuchte Seite im Browser-Verlauf zu finden?

Besonders bei E-Mail-Newslettern können vier Zeichen den Unterschied ausmachen, ob eine Zeile umgebrochen wird oder nicht. Es kann sich allerdings auch negativ auswirken, wie am Ende des Artikels zu lesen (u.U. nicht als Link angezeigt im Mailprogramm).

Auch auf Visitenkarten, Geschäftspapieren und Werbeträgern fallen die vier Zeichen weniger angenehm auf und verbrauchen wertvollen Platz.

4. Browser behandeln die Adresse mit Ws anders als ohne

Bevor Du klickst, schau Dir einmal die beiden folgenden Links an:

Die Links verweisen beide auf diesen Artikel, der erste Link jedoch ohne und der zweite mit “www.”. Die unterschiedliche Farbe (der 1. Link sollte dunkelblau erscheinen und der zweite hellblau) zeigt, dass www.dobersch.com für den Browser etwas anderes darstellt, als dobersch.com, obwohl beide auf dieselben Inhalte verweisen (ich verwende auf dobersch.com ein dunkleres Blau um zu symbolisieren, dass der Link bereits im Browser aufgerufen wurde, der sogenannte visited-Status).

Deshalb solltest Du nicht nur den Zugriff, auf beide Varianten ermöglichen, sondern die eine auf die andere weiterleiten, da die Benutzer ansonsten verwirrt werden könnten.

5. Ermöglicht einheitliche URL für Skript-Programmierung

Wenn Du viel mit der Programmierung von Skripten zu tun hast (PHP, PERL etc.) dann kennst Du sicherlich die doppelten Tests die anzutreffen sind, um den Domainnamen mit und ohne “www.” zu prüfen.

Besonders aber bei passwortgeschützten Seiten, die mit der http-Autentifizierung arbeiten, kann es sein, dass sich ein Besucher erneut anmelden muss, wenn er sich über die Version ohne “www.” angemeldet hat und die links auf die Version mit “www.” verweisen.

6. Statistiken behandeln Domains mit Ws anders als ohne

Sicherlich schaust Du Dir als Seitenbetreiber von Zeit zu Zeit Ihre Online-Statistik Deiner Seiten an. Häufig werden in solchen Statistiken Zugriffe auf ein und dieselbe Seite getrennt betrachtet. Du ahnst es: mit und ohne “www.”. Auch wenn es oft möglich ist, ein Programm so zu konfigurieren, dass es die beiden Varianten vereint, so entsteht dieses Problem gar nicht erst, wenn Du die Ws grundsätzlich entfernst.

7. Suchmaschinen behandeln dieselbe Domain mit Ws und ohne als 2 verschiedene Domains

Dies kannst Du leicht nachprüfen, wenn Du die Google Toolbar installiert hast:

http://www.sueddeutsche.de/ (PageRank 7/10) *

http://sueddeutsche.de/ (PageRank 5/10) *

Würden sämtliche auf die Seite verweisenden externen Seiten, auf EINE Domain (z.B. ohne „www.“) zeigen, könnte der PageRank noch erhöht werden.

* Update: mittlerweile wurde auch die Webpräsenz der Süddeutschen entsprechend angepasst, man kann hier und da allerdings noch Seiten finden, bei denen beide Fälle auftreten und einen unterschiedlichen Pagerank und eine unterschiedliche Link-Popularität besitzen.

Wie kann ich meine Seite ändern?

1. Frage jemanden der sich damit auskennt…

Wenn Du Dir selber die notwendigen Änderungen nicht zutraust, oder es Dir aus anderen Gründen nicht möglich ist, solltest Du Deinen technischen Support damit beauftragen. Viele Webhosting-Firmen ermöglichen es ihren Kunden auch Ihre Subdomains komfortabel in einem geschützten Seitenbereich zu verwalten.

Stelle dort eine Header-Weiterleitung (nicht Frame-Weiterleitung) für die “www.”-Subdomain auf den Domainnamen ohne “www.” ein.

2. httpd.conf (Apache Webserver)

Wenn Du Zugriff auf die Konfigurationsdatei Deines Servers hast, kannst Du etwa den folgenden Eintrag finden:

<VirtualHost 212.231.125.320:80>
  ServerName www.domainname.com
  DocumentRoot /verz/web/domain.com/
</VirtualHost>

Wenn Du einen weiteren Eintrag hinzufügst und den vorhandenen Eintrag folgendermaßen änderst, wird eine Weiterleitung von www.domain.com auf domain.com stattfinden:

<VirtualHost 212.231.125.320:80>
  ServerName domainname.com
  DocumentRoot /verz/web/domain.com/
</VirtualHost>
<VirtualHost 212.231.125.320:80>
  ServerName www.domainname.com
  Redirect / http://domainname.com/
</VirtualHost>

Der erste Eintrag trägt dafür Sorge, dass Zugriffe auf domainname.com entsprechend verarbeitet werden, und wird in der Anwendung wahrscheinlich ein wenig umfangreicher ausfallen. Der zweite Eintrag ist eine Weiterleitung aller Zugriffe auf www.domain.com auf domain.com.

3. mod_rewrite (Apache .htaccess, httpd.conf)

Du kannst auch mod_rewrite nutzen, um die Weiterleitung zu vollziehen. Der Nachteil ist eine erhöhte Serverlast gegenüber der ersten Variante. Der Vorteil ist, dass diese Variante oft auch auf Servern möglich ist, auf denen kein Zugriff auf die httpd.conf möglich ist (Shared Hosting und Managed Hosting). Kürzlich musste ich bei einem Kunden von mir feststellen, dass bei seinem Strato-Paket leider kein mod_rewrite verwendbar ist. Es kommt also auch vor, dass diese Variante nicht möglich ist:

RewriteEngine on
RewriteCond %{HTTP_HOST} ^www.domainname.com$ [NC]
RewriteRule ^(.*) http://domainname.com/$1 [R,L]

Diese Zeilen einfach in eine Datei “.htaccess” schreiben (Domain anpassen) und ins Verzeichnis hochladen, auf das die Domain zeigt.

4. PHP (Notlösung)

Zur Not kannst Du die Weiterleitung auch mit der Skriptsprache PHP durchführen:

<?PHP
if( preg_match('/^www.(.*?)$/i',$_SERVER['HTTP_HOST'], $matches )
{
  header('HTTP/1.1 302 Moved Permanently');
  header('Location: http://'.$matches['1']);
  exit();
}
?>

Wenn Du diesen PHP-Code in einer Datei abspeicherst und im Kopf jeder PHP-Datei z.B. mit include(‚dateiname.inc.php‘); einbindest, wird erst überprüft, ob sich ein “www.” am Anfang des aktuellen Pfads befindet. Wenn das der Fall ist, wird automatisch per HTTP-Header eine Weiterleitung auf die gleiche Seite (nur eben ohne “www.”) gemacht.

Diese Variante eignet sich nicht, wenn Du mit HTML-Dateien arbeitest, und ist eine wenig vollkommene, da bei jedem “falschen” Zugriff (mit “www.”) trotzdem ein Eintrag in den Server-Logfiles erscheinen wird. Dies ist also zumindest in Bezug auf Punkt 6 (Statistik) nicht die beste Lösung. Aber sie stellt eine Alternative dar für Shared-Hosts auf denen mod_rewrite nicht erlaubt ist.

5. JavaScript (Not-Notlösung, da nicht Suchmaschinen-relevant)

Wenn auf einem Host weder mod_rewrite noch PHP vorhanden ist, oder Du nur mit HTML-Dateien arbeitst, kannst Du theoretisch auch JavaScript verwenden, um auf die “richtige” Variante des Domainnamens weiterzuleiten:

hostfrom = 'example.com';
hostto = 'www.example.com';
if(window.location.hostname==hostfrom)
{
  window.location.href=(window.location.protocol+'//'+
    hostto+window.location.pathname+window.location.search);
}

Diese Vorgehensweise ist allerdings nicht zu empfehlen, da die Suchmaschinen davon nichts mitbekommen, weil sie den JavaScript-Code nicht ausführen.

Weiterer Hinweis: In den von Google angebotetenen Webmaster Tools kann man einstellen, welche der beiden Domains man als “bevorzugte Domain” behandelt sehen möchte.

Das Problem fiel mir zuerst bei der Arbeit an meiner eigenen Seite auf, und nachdem ich im deutschsprachigen Web nicht fündig wurde, erstellte ich mir meine eigene Lösung und beschloss diese Informationen auch deutschen Lesern zur Verfügung zu stellen.

Wie oben gesehen hat sich die Situation im Web seit der ersten Version dieses Artikels schon deutlich verbessert, aber trotzdem ist das Problem nicht verschwunden. Als als Entscheidungs- und Einstellungs-Hilfe für alle Interessierten habe ich den Artikel daher aktualisiert und lasse ihn so im Netz stehen.

Zum Abschluss möchte ich noch ein paar Gründe sammeln, die trotz allem für die Verwendung des “www.” am Anfang des Domain-Domainnamens sprechen könnten:

  • wie oben schon genannt, könnte es sein, dass das “www.” im Domainnamen den ungeübten Anwender in eine Art “Trance” versetzt, die ihn wissen lässt: »Ah, es geht um einen Domainnamen den ich im Browser eingeben kann!«. Ich kenne dazu keine Studien…
  • die Domain mit “www.” ist bei einem Projekt stärker von externen Seiten verlinkt, weil die Domain in der Vergangenheit immer so kommunizert wurde (siehe dazu auch die Option “Bevorzugte Domain” in den Google Webmaster Tools)
  • der Domainname wird als Firmenname und im Logo verwendet und sieht harmonischer aus (kann vor allem bei kurzen eventuell dann symmetrischen Domains vorkommen)
  • Im E-Mail-Programm (z.B. Thunderbird) wird unter umständen eine Domain ohne “www.” nicht als Link angezeigt, wenn das “http://” auch weggelassen wird, was oft in Signaturen der Fall ist.
  • weitere Gründe gern in den Kommentaren
Gabriel arbeitet seit 2003 als selbständiger Webentwickler und Berater für Marketing und Suchmaschinenoptimierung. Er ist am einfachsten per E-Mail unter gabriel [ät] suralin.de zu erreichen. Außerdem freut er sich über Kontaktanfragen auf Twitter und Facebook.

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